Wir sind begeistert von Aktivställen und wie es aussieht seid ihr es auch. Zumindest kommen unsere Posts über Aktivställe oder das Aktivstallkonzept in den sozialen Medien sehr gut an. Es freut uns sehr, dass sich in der Schweiz ein Trend in diese Richtung zu entwickeln scheint. Deshalb ist der heutige Blog-Beitrag dieser relativ neuen Haltungsform gewidmet.
Titelbild: Aktivstall Streuli
Aktivstallkonzept
Pferde sind Herdentiere und in ihren natürlichen Bedürfnissen an ein Leben in der Steppe angepasst. Dort sind sie die meiste Zeit des Tages mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und legen weite Strecken zurück. Im Herdenverband haben sie rund um die Uhr Sozialkontakt, der ihnen die notwendige Sicherheit in freier Wildbahn bietet. Zudem sind Sie ständig an der frischen Luft und oftmals stark wechselnden Klimabedingungen ausgesetzt. Die Domestizierung der Wildpferde zu Hauspferden hat zwar das äussere Erscheinungsbild zum Teil stark verändert; ihre natürlichen Verhaltensweisen und Lebensansprüche sind jedoch im Laufe der Jahrtausende nahezu unverändert.
Wenn man seinem Pferd nun ein möglichst artgerechtes Leben bieten möchte, sollten am besten steppenähnliche Haltungsbedingungen geschaffen werden. In unserer heutigen Kulturlandschaft ist das natürlich gar nicht mehr möglich. An dieser Stelle setzt das Aktivstallkonzept an. Die Pferde sind folglich im ständigen Sozialkontakt mit ihren Artgenossen. In der Planung wird darauf geachtet, dass ihnen eine strukturierte und grosse Auslauffläche zur Verfügung gestellt wird, die Tag und Nacht genutzt werden kann. Damit sie sich möglichst viel bewegen, sind die unterschiedlichen Funktionsbereiche räumlich voneinander getrennt:
- Ruheraum / Liegebereich
- Raufutterbereich
- Abrufstation für Kraft- und Mineralfutter
- Tränke
- Laufwege / Trails mit wechselnden Bodenbelägen
- Wälz- und Spielbereich
Abwechslungsreicher Auslaufbereich
Neben dem grossen Platzangebot sorgen genügend verschiedene Fressplätze und Raumteiler (beispielsweise in Form von Baumstämmen, Steinwällen, Grüninseln etc.) für zusätzliche Ruhe in der Gruppe. Durch die verschiedensten Umweltreize, frische Luft und das Leben in der Gruppe, werden die Pferde ausgeglichener. Gemischte Altersgruppen lehren Jungpferden soziales Verhalten und halten die älteren Pferde fitter und entsprechend gesünder. Die Fütterung der Pferde erfolgt über den ganzen Tag verteilt mittels einer automatischen Fütterungsanlage für Kraft,- Mineral,- und Raufutter. Die Vorteile sind sehr vielfältig: Neben der gesunden und bedarfsgerechten Ernährung für die Pferde regen die häufigen Mahlzeiten zu vermehrter Bewegungsaktivität an. (Quelle: HIT-Aktivstall-Konzept)
Idealfall für jedes Pferd?
Vor einigen Wochen habe ich einen interessanten Beitrag zum Thema Aktivstall gelesen, der auch durchaus kritische Töne angeschlagen hat. Diese sind aus meiner Sicht berechtigt. Denn Gruppenhaltung ist nicht immer die beste Lösung. Nicht jedes Pferd wird sich automatisch wohl fühlen in einem Aktivstall. Pferde, die ihr ganzes bisheriges Leben in einer Box verbracht haben, sind vielleicht gar nicht mehr fähig sich in eine Gruppe einzufügen. Sie müssen schliesslich gelernt haben mit ihren Artgenossen zu kommunizieren und deren Signale zu deuten. Ausserdem drohen auch gruppengewohnte, aber sehr rangniedrige Tiere unter permanentem Stress zu leiden.
Gruppenzusammensetzung
Über die ideale
Gruppenzusammensetzung lässt sich wohl streiten, aber sie ist wohl
der wichtigste Punkt. Gemischte Gruppen, oder getrennte Gruppen? Dazu
gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Es können jedoch beide
Varianten zu sehr harmonischen Verhältnissen führen.
Wer auf
Gruppenhaltung setzt, sollte sich regelmässig die Zeit nehmen die
Gruppe zu beobachten und auch mal zuschauen, was alles so passiert,
wenn die Pferde unter sich sind.
Aus unserer Sicht verfügt der ideale Pensionsstall daher über beide Möglichkeiten: Einen Aktivstall, oder einen Offenstall und ausreichend grosse Boxen (am besten mit Auslauf).